Von Mythen und ZauberstäbenVon Mythen und ZauberstäbenVon Mythen und ZauberstäbenVon Mythen und Zauberstäben

Die Germanen und Kelten sahen in der Eibe einen Baum des Todes und der Ewigkeit, sie tränkten ihre Pfeilspitzen im giftigen Eibensud. Die Druiden bevorzugten für ihre Zauberstäbe das Holz der Eibe, wahrscheinlich wurde es unter aufwendigen Ritualen geschnitten. Dies könnte ein Hinweis auf die psychoaktiven Wirkstoffe der Eibe sein: Besonders an warmem Tagen dünsten Eiben Pseudoalkaloide aus, so dass viele Menschen schon nach wenigen Minuten eine Mundtrockenheit, Entspannung und Wärme empfinden, eine typische Alkaloidwirkung. Andere berichten über Kopfschmerzen und Kreislaufstörungen, die sich nach einem mehrstündigen Aufenthalt unter der Eibe einstellen. Auch rauschartige, euphorische Zustände bis hin zu Trance können eintreten. Hielten deshalb die Druiden unter Eiben Rat, weil sie die bewusstseinserweiternde Wirkung dieses Baumes nutzten?

Der Eibenhain im HesseparkDer Eibenhain im HesseparkDer Eibenhain im HesseparkDer Eibenhain im Hessepark

Die Bäume in diesem Eibenhain sind ungefähr 100 Jahre alt. Sie dienten während der Baumschulzeit als Mutterpflanzen zur Aussaat und Anzucht der Jungpflanzen. Teilweise wurden auch im Schutz des Hains auf der Nordseite versand– und pflanzfertige Gehölze und Rosen zur Zwischenlagerung eingeschlagen.

Die Europäische Eibe kommt heute meist in schattigen Buchen-, Tannen- und Edellaubholzmischwäldern vor. Sie ist wegen früherer Übernutzung und Verfolgung fast nur noch in unzugänglichen Schluchtwäldern und an Steilhängen zu finden. In Europa ist sie heute selten, da sie oft als „Unholz” und Pferdegift bekämpft wurde. Weitere Gründe für die Seltenheit in den Wäldern sind die Umstellung der Forstwirtschaft von plenterartigen Eingriffen zur schlagweisen Wirtschaft, die die langsam wachsende, gegen plötzliche Freistellung empfindliche Eibe benachteiligt.

Die Eibe gilt als älteste Nadelholzbaumart und ist ein Relikt der Tertiär Zeit. Schon die Eiszeitjäger nutzten das zähe Holz zur Herstellung von Jagdwaffen (Bogen). Auch der rund 4000 Jahre alte Gletschermann „Ötzi” aus den Ötztaler Alpen, trug einen Eibenholzbogen und Eibenholzpfeile bei sich. Das feinringige Holz ist sehr schwer und hart und gleichzeitig sehr elastisch und dauerhaft. Kelten und Germanen tränkten ihre Pfeilspitzen in Eibengift. Eiben waren im Mittelalter eine militärisch wichtige Ressource, etwa für die Herstellung von Armbrüsten. Verwendet wird das Holz heute vor allem für Spazierstöcke, Pfähle, Peitschen, Zahnstocher und Musikinstrumente (Laute, Fagott, Oboe).

Die Giftigkeit schützte die Eibe vor dem Verbiss anderer Weidetiere, so dass sie trotz ihres relativ langsamen Wuchses zur Entwicklung kam und ein mitunter beachtliches Alter erreichen konnte. Über 1000 Jahre alte Eiben sind verbürgt, einzelne Exemplare sollen sogar 2000 Jahre alt sein. In den Weidelandschaften der Steinzeit war sie noch weit verbreitet. Die Wildtiere waren durch ihre Instinkte, die sie warnenden Bitterstoffe und das Erlernen im Familienverband vor der Vergiftung geschützt. Auch die Wildpferde im Hessepark verfügen noch über ihre wachen Instinkte. Um jedoch kein Risiko einzugehen, wurde ein Teil der noch aus der Baumschulzeit herrührenden Eiben beseitigt. Erhaltenswerte Eibenbestände wurden zum Schutz der Pferde zunächst eingezäunt. Auf Dauer soll die Umzäunung aber wegfallen.

Wie viele weitere für Pflanzenfresser giftige Pflanzen wurden die Eibe in der an Weidetieren reichen Naturlandschaft begünstigt: Sie ist mit all ihren Teilen bis auf den roten Samenmantel tödlich giftig. Schon 50 bis 100 Gramm können beim Menschen zu tödlichen Vergiftungen führen, für Pferde sind geringe Mengen der Nadeln tödlich. Wiederkäuer dagegen nehmen keinen Schaden durch den Fraß an Eiben: Für das Schalenwild sind Eibennadeln ein wohlschmeckender und ungefährlicher Leckerbissen.